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Geschichte der
Freiwilligen Feuerwehr Schladen
Informationen zur Geschichte unserer Feuerwehr
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Wettkämpfe
Infos
zur Quelle/n
Im
Jahre 1893 ist sie gegründet worden, die Freiwillige Feuerwehr Schladen,
aber die Geschichte des Schladener Löschwesens ist im Grunde viel älter.
Am Beginn dieser Geschichte steht ein Schock, der sich den Schladenern tief
ins Gedächtnis gegraben hat und von Generation zu Genereation weitergegeben
wurde.
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Das große Feuer
Schlimmste Zeiten hatte der Ort überstanden. Kriege, Plünderungen,
Brandschatzungen. Das Dorf an der Okerfurt, wo bereits 6000 Jahre vor
Christus die ersten Menschen siedelten, war immer ein Dorf an der Grenze und
immer ein Spielball der Mächtigen. Kaum ein Ort in der Region hat so oft
seine Herren gewechselt, war so oft Beute von Auseinandersetzungen, die am
Konferenztisch, zumeist aber auf den Schlachtfeldern ausgetragen wurden.
Opfer dieser Auseinandersetzungen waren immer die einfachen Menschen, die
Besetzungen, Plünderungen, Brandschatzungen überstehen mußten.
Immer wieder war aber auch in Schladen neu begonnen und neu aufgebaut
worden. Die strategisch und verkehrsmäßig günstige Lage, aber auch die große
Bedeutung des Ortes mit der Kaiserpfalz Werla und dem späteren Schloss hatten
dazu beigetragen. Selbst den 30jährigen Krieg hatte Schladen, wenn auch
stark lädiert, überstanden. Von hier aus hatten Tilly und Wallenstein die
Belagerung Wolfenbüttels geleitet und ihre Soldateska hatte sich an den
Schladener Speichern bedient. |

Teil des Frachtbriefes über die Lieferung einer vierrädrigen Feuerspritze an
den Magistrat von Schladen aus dem Jahre 1884
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Alles
hatte Schladen überstanden, aber ausgerechnet in einer kleinen
"Friedenspause", vor Beginn der Erbfolgekriege, vernichtete im Jahre 1699
ein verheerender Großbrand das gesamte Dorf. Das alte Schladen ist bei
diesem Brand untergegangen. Was heute im sogenannte "Neuen Dorf" oftmals mit
viel Liebe zum Detail saniert und hergerichtet wird, stammt aus der Zeit
nach dem großen Brand.
Die damals vorherrschende Holzbauweise, ein praktisch nicht vorhandenes
Löschwesen – das waren die Faktoren, die dafür sorgten, dass kein Haus
ungeschoren blieb. Zwar hat es danach immer wieder Versuche gegeben,
insbesondere durch einen vorbeugenden Brandschutz ähnliche Katastrophen zu
vermeiden, ein geordnetes Feuerlöschwesen, wie es das moderne Zeitalter
hervorgebracht hat, gab es jedoch kaum. Ledereimer und Nachbarschaftshilfe,
das waren die einzigen Dinge, die der Feuergefahr entgegengestellt wurden –
und Gebete.
Ausgerechnet die verhassten Preußen waren es, die sich um den Aufbau eines
ordentlichen Feuerlöschwesens verdient gemacht haben. Nachdem Schladen 1866
an die Preußen gefallen und die Fahne der Welfen –die seit Heinrich dem
Löwen immer wieder über dem Dorf geweht hatte- endgültig eingezogen war,
setzte sich auch das preußisch-militärisch geordnete Staatswesen in Schladen
durch. Der Wandel vom alten Bauerndorf zum Industrieort war damals längst im
Gange. Die Errichtung der Kesselschmiede – eine Folge der zollstrategisch
günstigen Lage Schladens im Dreiländereck Hannover-Preußen-Braunschweig –
und später die Gründung der Zuckerfabrik ließen das Industriezeitalter auch
in Schladen Fuß fassen. |
Beim Feiern
"spitze" – schlapp an der Spritze?
Aus diesen Zeiten stammen auch die Unterlagen für den ersten Nachweis eines
"modernen" Löschwesens, das ein Ende der Eimerketten bedeutet.
Interessanterweise handelt es sich dabei um einen handfesten Streit, in
dessen Verlauf den Schladener Männern sogar nachgesagt wurde, dass sie wohl
offentsichtlich beim Feiern und Biertrinken ihren Mann zu stehen wissen,
beim Handanlegen jedoch nicht in der ersten Reihe stehen würden.
Ausgelöst hatte den Streit die Anschaffung einer Feuerlöschspritze. Im Jahre
1884 hatte der Magistrat zu Schladen, mit Unterstützung des Königlichen
Landrates zu Goslar diese Feuerspritze angeschafft. 2232 Mark hatte die
Gemeinde damals auf den Tisch der internationalen hochdekorierten und
bewährten "Feuerspritzenfarik Louis Tidow zu Hannover" legen müssen. 18,50
Mark mußten zudem noch an Frachtkosten für das fast eine Tonne schwere
Gefährt gezaht werden.
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So
ähnlich muß es damals ausgesehen haben, wenn die Schladener Feuerwehr
ausrückte. Hier dargestellt eine alte Handdruckspritze beim Festumzug zum 75
jährigen Bestehen der Feuerwehr Schladen |
Aber
offensichtlich waren die Schladener mit diesem hochmodernen Gerät überhaupt
nicht zufrieden. Denn nach der Lieferung entspann sich zwischen Schladen und
Hannover ein heftiger Streit, der monatelang die Gemüter beherrschte.
Nach mehreren bisweilen recht deftigen schriftlichen Auseinandersetzungen
und einer "Probe vor Ort" sah sich Fabrikant Louis Tidow genötigt, den
Schladenern in einem langen Brief noch einmal die Vorteile der Spritze
darzulegen, wobei er mit Vorwürfen gegen die Schladener Bedienungsmannschaft
nicht sparte. Sein Werkmeister habe ihm nämlich nach dem Probebetrieb vor
Ort mitgeteilt, dass "die Pumpe auf folgt seiner Ansicht nicht aus den
kräftigen Bauherrn gewillt sei, dass die Leute, wenn der richtige Effekt
kommen mußte, plötzlich aufgehört haben, unter dem Vorgaben, des
Nichtmehrkönnen...".
So jedenfalls könne es keinesfalls gehen, stellte der Fabrikant fest: "...
wenn nicht gearbeitet wird, kann die Spritze nicht laufen, gearbeitet muß
werden, sage tüchtig, denn es ist eine sehr große Maschine". Hinzu kommt der
Hinweis, daß man die gleiche Spritze auch an viele Harzstädte geliefert
habe, wo sie zur Zufriedenheit arbeite und beispielsweise habe Vienenburg am
selben Tag wie Schladen solch eine Spritze erhalten – und aus Vienenburg
kämen keinerlei Klagen.
Ob dies den Schladener Gemeindevorstand überzeugt hat, oder ob vielleicht
doch die Schladener nicht so kräftig wie nötig gepumpt haben (vielleicht gab
es am Abend zuvor ja ein Feuerspritzen-Einweihungsfest, wen würde das in
Schladen schon wundern?), fest steht jedenfalls, daß nach weiterem
Schriftwechsel der Gemeindevorstand die Spritze annahm. Zumal Fabrikant
Tidow ja auch trotz aller Vorwürfe die Hand zur Versöhnung reichte: "Ich
habe," so schreibt er dem Gemeindevorstand, "daß alles speziell und ruhig
auseinandergesetzt in der Annahme, daß sie ehe sie Wutungen neu einsehen,
sich die Sache überlegen und die Spritze ruhig annehmen".
Schladen also mit einer eigenen Feuerlöschspritze, die immerhin pro Minute
450 Liter Wasser fördern konnte – wenn richtig gepumpt wurde, versteht sich.
Immerhin sah das Werk allein eine Pumpmannschaft von 20 Mann vor, dazu 20
Mann als Ablösung. |
Gründung der
Wehr 1893
Offensichtlich hat aber das Pumpen und Löschen nach den
Anfangsschwierigkeiten so gut geklappt, daß im Jahre 1893 mit der Gründung
der Freiwilligen Feuerwehr Schladen der Grundstein für die in diesem Jahr
100 Jahre alte Geschichte der Wehr gelegt werden kann.
Dass es bei dieser Feuerwehr trotz aller ehemaligen Vorwürfe aus Hannover
dennoch nicht bei der reinen Brandbekämpfung bleibt, sondern durchaus auch
die Löscheinsätze, die der eigenen Kehle dienen, einen gewissen Stellenwert
haben, zeigt ein Blick in das alte Protokollbuch der Feuerwehr. Wichtigster
Tagesordnungspunkt der Generalversammlung am 13. Februar 1903 in der
Gastwirtschaft "Schütte" ist zum Beispiel die Vorbereitung des 10jährigen
Feuerwehrjubiläums, das am 9. Mai 1903 groß gefeiert werden soll. |

Bezirkswettkampf 1952 in Goslar |
Nach
der Ehrung der Gründungsmitglieder soll eine Theateraufführung und danach
ein Tanzabend stattfinden. Wie dazu Schriftführer Vespermann protokolliert
und Feuerwehrhauptmann Weigel durch Unterschrift bestätigt, wird die
Theateraufführung aus den eigenen Reihen bestritten. So melden sich unter
anderem die Feuerwehrmänner Cassebaum, Dasecke, Ernst Meyer, Niemeyer,
Hoberg I und Hoberg II, um ihr schauspielerische Talent zu erproben. Leider
ist aber nicht überliefert, welches Stück denn zur Aufführung gelangte.
Allerdings muß zur Ehrenrettung der Wehrmänner gesagt werden, daß auch im
ersten "Jubiläumsjahr" nicht nur gefeiert, sondern auch gearbeitet wurde.
Immerhin wird bereits im Juni eine Einsatzübung abgehalten bei der
"angenommen wird, daß der Steckhan´sche Hof brennt". |
"Sankt Marien"
brennt
Ihr Können unter Beweis stellen müssen die Feuerwehrleute zwei Jahre später,
als ein Blitz in den Turm der katholischen Kirche "St. Marien" auf dem
Weinberg einschlägt. Über diesen Einsatz gibt es später allerlei Geschichten
und Geschichtchen, zumal der Brand ausgerechnet im zeitlichen Zusammenhang
mit dem Schladener Schützenfest steht.
Die Kirche jedenfalls brennt völlig aus, sie wäre vermutlich auch mit einer
modernen und schneller am Brandherd gewesenen Feuerwehr nicht zu retten
gewesen.
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Immer zu einem Spaß aufgelegt: Die Feuerwehr Schladen...
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Das
offizielle Protokollbuch der Wehr schweigt sich jedenfalls, außer einer
gewissen Kritik an der Form des Alarms, über den Einsatz aus. Vermerkt wird
lediglich, daß die Feuerwehr unter anderem bei diesem Einsatz ihre Leiter
verloren hat – wo auch immer.
Aber was soll´s, eine neue Leiter wird angeschafft und die katholische
Kirche wieder hergerichtet. In diesem Jahr, in dem die Freiwillige Feuerwehr
ihr 100jähriges Bestehen feiert, kann die Katholische Kirche das 125jährige
Bestehen ihres Gotteshauses feiern.
Und da spielen solche kleinen Pannen sicher keine Rolle mehr.
Neben der Freiwilligkeit gibt es im Feuerlöschwesen übrigens in diesen
Jahren um die Jahrhundertwende auch eine "Dienspflicht", denn bereits 1902
war per Ortsstatut zusätzlich eine Pflichtfeuerwehr errichtet worden.
Dadurch wurden alle männlichen Einwohner zwischen 20 und 50 Jahren
verpflichtet, Feuerlöschdienst zu verrichten und im Ernstfall die
Freiwillige Feuerwehr zu unterstützen. Insbesondere zur Herbeischaffung von
Wasser im Brandfall, und zur "Bewachung der geretteten Sachen" konnten die
Männer verpflichtet werden. |
Der Apotheker
ist "vom Dienst befreit"
Befreit von diesem Dienst waren lediglich Personen mit "geistig oder
körperlichen Gebrechen", sowie –aus welchem Grunde auch immer- die Lehrer,
die Pfarrer, der Dorfarzt und der Apotheker. Dass selbstverständlich auch
alle "Reichs-, Staats-, Hof- und Kommunalbeamten" keinen Dienst machen mußten, sei nur am Rande erwähnt.
Ob Pflicht oder Freiwilligkeit – das Leben der Feuerwehr und der Gemeinde
geht seine ruhigen Bahnen. Regelmäßig werden Einsatzübungen abgehalten,
regelmäßig das Stiftungsfest gefeiert. Mit den Schüssen von Sarajewo endet
jedoch auch in Schladen eine der längsten Friedensperioden, die die Gemeinde
je erlebt hat.
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Das Titelblatt der Feuerlöschordnung der Gemeinde Schladen von 1902
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Der
erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 mit seinem heute unverständlichen
"Hurra-Patriotismus" fordert auch in der Gemeinde seine Opfer: Es gibt
keinen Grund zu feiern, während in den Schützengräben die Kameraden
verbluten.
In der ersten regulären Generalversammlung der Friedenszeit, am 4. Februar
1920, wird einmütig beschlossen, das Stiftungsfest erst dann wieder zu
feiern, "wenn alle noch in Gefangenschaft befindlichen Kameraden
zurückgekehrt sind". Einige allerdings werden nie wieder zurückkehren. Was
bleiben wird, ist die Erinnerung an sie und eine Gedenktafel, deren
Anschaffung 1921 beschlossen wird.
Hauptmann der Feuerwehr ist zu dieser Zeit übrigens immer noch Carl Weigel,
Schriftführer ist inzwischen Friedrich Warnecke. 91 Mitglieder hat die Wehr
in diesen Nachkriegsjahren.
Zwar ist der Besuch bei den Versammlungen zufrieden stellend, doch gibt es
immer wieder Mitglieder, die unentschuldigt fehlen. Für einmaliges Fehlen
wird 1922 ein Strafgeld in Höhe von 10,- Mark erhoben und an diesem selbst
heut recht happig erscheinenden Betrag läßt sch bereits die beginnende
Inflation ablesen.
Bereits einige Monate später wird das Strafgeld auf 200,- Mark erhöht – die
Feuerwehr kommt mit ihren Beschlüssen hinter dem dramatischen Geldverfall
nicht mehr nach. Das Eintrittsgeld beim Stiftungsfest wird ebenfalls auf
200,- Mark pro Person festgelegt, aber noch im Verlauf der Versammlung auf
300,- Mark erhöht – die Inflation galoppiert. |
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